Doldenblütler (Apiaceae)

Typische Blütenbesucher auf einem Blütenstand des Wiesenbärenklaus (Heracleum sphondylium)
Typische Blütenbesucher auf einem Blütenstand des Wiesenbärenklaus (Heracleum sphondylium)

Doldenblütler sind einerseits als Gemüse- und Gewürzpflanzen nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken, anderseits eine Pein für alle Anfänger der Pflanzenbestimmung. Denn es gibt die wirklich tollen Doldenblütler wie Sellerie und Kümmel und andererseits gibt es die Hundskamille oder den Gefleckten Schierling, welche sehr giftig sind und bei einer Verwechslung Gefahr für Mensch und Tier darstellen. Gerade der Riesenbärenklau treibt manch einem Elternteil oder Hundebesitzer den kalten Angstschweiß auf die Stirn. Wenn man bei Doldenblütlern aber alles in Betracht zieht, also Blüte, Blütenstand, Blatt, der Habitus (das gesamte Aussehen) und den Standort, kann man sie nach und nach erkennen.

Blütenstand des Wiesenkerbels (Anthriscus sylvestris)
Blütenstand des Wiesenkerbels (Anthriscus sylvestris)

Der Blütenstand der Pflanzen sind namensgebend für die ganze Pflanzenfamilie. Dieser besteht aus meist aus Doppeldolden von Blüten. Das heißt, dass der Blütenstand sich fächerartig abzweigt mit je einem kleineren Blütenstand am Ende, der sich wiederherum fächerartig abzweigt. Also eine Dolde, die sich wieder in Dolden unterteilt. Dort befinden sich dann die meist sehr kleinen Blüten.

Die Anatomie einer Doppeldolde. Quelle des Originalbilds: Von Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=220286
Die Anatomie einer Doppeldolde. Quelle des Originalbilds: Von Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=220286

Diese kleinen Einzelblüten haben 5 Blütenblätter (Kronblätter), die alle gleich aussehen können (radiärsymmetrisch), bei manchen Pflanzen können die äußeren Kronblätter aber auch verlängert oder vergrößert sein (zygomorph). Dies sind unter anderem wichtige Erkennungsmerkmale, die man in Betracht ziehen muss.

Nicht alle Doldenblütler haben Doppeldolden, mache haben auch einfache Dolden, diese sind aber eher selten.

Die Blüten werden eher nicht von Bienen besucht, sondern von kurzrüsseligen Insekten wie Käfern oder Schwebfliegen.

Das Blatt des Wiesenbärenklaus (Heracleum sphondylium)
Das Blatt des Wiesenbärenklaus (Heracleum sphondylium)

Die Blätter der Doldenblütler sind charakterischerweise gefiedert. Das heißt, dass sie keine zusammenhängende Fläche haben, sondern dass das Blatt unterteilt ist. Ein gutes Beispiel ist Dill, der sehr feinfiedrige Blätter hat. Dies kann unterschiedlich stark sein, der Giersch beispielsweise ist nicht so stark gefiedert, wie die Wilde Möhre. Ist das Blatt als Ganzes unterteilt, wie beim Wiesenbärenklau, ist es einfach gefiedert. Sind die Fiederblättchen ihrerseits wieder unterteilt, ist es zweifach gefiedert, und so weiter, Dill beispielsweise ist mehrfach gefiedert. Die Art und Anzahl der Fiederung kann dann auch zur Gattungs- und Artbestimmung beitragen. 

Fiederung eines Gierschblattes
Fiederung eines Gierschblattes

Die Blattstellung ist wichtig, um zu erahnen, um welche Pflanzenfamilie es sich handelt. Bei Doldenblütlern stehen die Blätter nicht nebeneinander am Stengel, sondern abwechselnd (wechselständig) und sie haben eine Blattscheide, das heißt, dass der Ansatz des Blattstiels (Blattgrund) den Pflanzenstengel umfasst.

Blattscheide einer Engelwurz (Angelica spp.).
Blattscheide einer Engelwurz (Angelica spp.).

Einheimische Doldenblütler sind ausnahmslos krautig und unverholzt, Bäume oder Büsche die man hier in Deutschland antrifft gehören also nicht dieser Pflanzenfamilie an. Dabei ist der Stengel, wenn man die Pflanze abbricht, hohl und mit Knoten versehen.

Auch die Inhaltsstoffe dieser Familie sind sehr charakteristisch. Sie zeichnen sich durch ihre aromatischen ätherischen Öle aus, können aber auch Cumarine enthalten, die nach frisch gemähtem Gras riechen. Bestimmte Cumarine, wie die Furanocumarine machen die Phototoxizität des Riesenbärenklaus aus. Die Apiaceen haben dabei das größte Spektrum an Cumarinverbindungen. Die Giftigkeit des Schierlings beruht dabei aber auf bestimmten Polyacetylenverbindungen.

Die Wilde Möhre (Daucus carota) zeigt ihren doldigen Blütenstand.
Die Wilde Möhre (Daucus carota) zeigt ihren doldigen Blütenstand.

Bei der Bestimmung von Doldenblütlern darf man also nicht nur auf ein Merkmal achten, man sollte die ganze Pflanze in Augenschein nehmen, gerade als Anfänger. Sieht man aber erst einmal die feinen Unterschiede, wird es immer leichter Wiesenkerbel vom Hecken-Kälberkropf zu unterscheiden. Man braucht nur Zeit und Geduld.